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Aus dem F-Kader-Training vom 20. September 2003

   Kleine aber wichtige Bemerkung vorweg: wenn du meinst, dass dir das folgende Training auch Spaß machen würde, dann schau einfach beim nächsten vorbei!
   Manchmal muss man sich etwas Neues einfallen lassen und ein wenig experimentieren, um die Jugendlichen zu motivieren: Wir haben zwei gleichgroße und in etwa gleichstarke Teams gebildet, die sich an zwei getrennte Tische, je zwei Spieler an einem Brett, setzten. Dann bekam jede der beiden Gruppe die selbe Stellung vorgelegt, die sie in den nächsten 15 Minuten zusammen analysieren durften. Danach spielten die Gruppen gegeneinander die Stellung aus (bei 10 Minuten Bedenkzeit); eine Hälfte jeder Gruppe hatte Weiß, die andere Schwarz. Das selbe dann noch mal mit vertauschten Farben. Das Team mit den meisten Punkten gewinnt.
   Am Anfang gingen die Analysen ziemlich chaotisch von statten (fünf Hände gleichzeitig auf dem Brett usw.) aber es wurde von Mal zu Mal besser. Die dritte und schwerste Stellung folgt (ich hoffe, dass diese zugegebenermaßen sehr schwierige Studie, niemanden abschreckt; es war ja nicht die perfekte Lösung, um die es ging).

Studie von Matous
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Weiß am Zug

   1.Dc8!
   Der Textzug droht das vernichtende Le7+. Der erste Versuch der meisten aber war die Variante 1.Dxa8 De6+! (wenn Schwarz 1...hxg6?? spielt, antwortet Weiß 2.Le7+ +- und die Idee des Lösungszuges 1.Dc8 kommt zum Tragen) 2.Kg5 Dxg6+ und die Partie wird unentschieden enden.
   Als zweites sahen sich die meisten 1.Dd6+ an, und erzählten mir dann stolz, dass sie die Lösung hätten: 1...Kg8 2.gxh7+ Kxh7 3.Dh2+ Kg8 4.Dg3+ Kh8 5.Dg7# aber kurz darauf merkte der Erste, dass man nach 2. ... Kh8 (anstatt 2. ... Kxh7) als Weißer nicht weiterkommt.
   1...Kg8!
   Während man die Lösungen der ersten Stellung zeigt, kann man nebenbei erklären, dass es in der Regel (auch während einer Partie) sehr praktisch ist, sich zunächst zu überlegen welche sinnvollen Züge es in der Stellung gibt (Kandidatenzüge) und diese daraufhin nacheinander abzugrasen. Das haben die F-Kaderjugendlichen dann zu meiner Überraschung sehr konsequent gemacht: 1...Sc7 2.Le7+ Kg8 3.gxf7+ +-; 1...De6+ 2.Dxe6 fxe6 3.gxh7 +-. Nur auf die beste Verteidigung -- den Wegzug des schwarzen Königs fanden sie nicht die richtige Variante ...
   2.Lc7!!
   Dass jemand diesen genialen Zug findet, hatte ich nicht erwartet. Die perfekte Lösung zu finden ist auch nicht das Wichtigste in dieser Trainingsform. Sehr gefreut hat mich aber, dass die eine Gruppe die beste praktische Chance gefunden hatte, wenn man das schwer zu entdeckende Damenopfer nicht sieht: 2.gxh7+ Kh8! diesen Zug kannten sie schon von vorherigen Varianten 3.Dc3!? und eine Partie endete mit 3...Dxd8+?? (3...De6+ hält Remis) 4.Kxf7+ Kxh7 5.Dg7#.
   Einer aus der anderen Gruppe hat die Falle 2.Lxa5 Dxc8 3.gxf7+ ausprobiert, und wurde belohnt, da der Gegner 3...Kf8 4.Lb4+ zuließ. Diese Falle hat jedoch den Nachteil, dass wenn der Gegner nicht reinfällt Weiß sogar verliert: 3... Kh8 (anstatt 3... Kf8??) -+
   2...Dxc8 3.gxf7+ Kh8
   3...Kf8 4.Ld6#
   4.Le5 Dc5!
   Die einzige Verteidigung gegen das Abzugsmatt, z.B. verliert 4...h5 nach 5.Kg6#. Jezt folgt auf 5.Ke6+ aber 5... Dxe5+ 6.Kxe5 Kg7 und Schwarz gewinnt.

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Weiß am Zug

   5.Lb2!!
   Der naheliegende Zug 5.La1? verliert! 5...Sc7! Weiß würde zwar gerne Abzugsmatt geben, nur leider kann sein König nicht ziehen. 6.Lb2 a4 7.La1 a3 -+ und Weiß ist im Zugzwang. Wenn man diese Variante gesehen hat, ist klar, warum 5.Lb2!! gewinnt:
    5...Sc7 6.La1 a4 7.Lb2 a3 8.La1! a2 9.Lb2 a1D 10.Lxa1
   Jetzt passt es mit den Tempi und nun ist Schwarz im Zugzwang.
   10...Sb5 11.Ke6+ Sc3 12.Lxc3+ Dxc3 13.f8D#